Thursday, November 22, 2018

G'schichtn ausm Japanergarten

   Wie der grausame Posttitel bereits vermuten lässt, kommen jetzt ein paar kleine Anekdoten aus meiner bisherigen Zeit in Tokyo.

Ein Ausländer auf der Lauer
   Zuerst der Grund, warum einheimische Tokyaner den Bezirk "Roppongi" für gefährlich halten; er ist voller Gaijin. Da es uns dort bereits einmal gefallen hatte, bin ich eines Nachts mit ein paar Leuten aus der momentanen Tour dorthin gefahren. Wie zu erwarten war am letzten Samstag vor Halloween recht viel los. Erst gings ab in die Bar, in der wir das letzte mal auch schon waren und, wenig überraschend, waren kaum Japaner dort. Wenn, dann nur mit einer Gaijinbegleitung. Nach ein paar Stunden wurde uns dann eine weitere Bar empfohlen, die deutlich größer und rappelvoll war, natürlich wieder größtenteils Ausländer. In typischer Gaijinmanier war einer der Besucher ziemlich betrunken und hat die Barkeeperin und einige andere Gäste angemacht. Irgendwann hatte er dann wohl eine Abfuhr nicht all zu gut aufgenommen und die entsprechende Frau geschlagen (!), woraufhin neben unserer Gruppe ein Glas gegen die Wand schepperte. Einer meiner Kollegen hatte durch die Splitter sogar ein paar kleinere Schnitte an seinem Arm, weshalb der Polizist, der ziemlich schnell vor Ort war, uns für den Rest der Nacht eingeladen hat. In perfektem Englisch. Es spricht nicht für unseren damaligen Zustand, dass wir tatsächlich noch eine Stunde gebraucht haben, um zu kapieren, dass der nun weiterfeiernde Polizist eigentlich der Besitzer der Bar war.

   Wie bereits erwähnt musste ich in den letzten paar Wochen nicht wirklich arbeiten. Dadurch war auch recht schnell mein Schlafrythmus ziemlich hinüber, weshalb ich auch nicht gerade erfreut war, als mich mein Chef  zu unchristlichen 15 Uhr aufgeweckt hat. Nicht, weil ich wieder arbeiten sollte, sondern weil ich ihm ja zugesagt hatte, bei einer NHK (Staatsfernsehen) Audition seelische Unterstützung zu leisten.
    Mist.
Er meinte sogar noch, ich solle mich ordentlich anziehen, was ich aber verstand, immerhin sollte ja alles professionell aussehen. Leider hatte er mich trotzdem erst recht spät geweckt, Zeit zum rasieren oder für meine Haare hatte ich nicht mehr. Auf der Hinfahrt hatte ich dann aber interessanterweise noch erfahren, dass ich ja auch vorsprechen soll!
  Naja, was solls, auf gings zum Studio, bei dem wir auch nur zarte 15 Minuten zu spät erscheinen. Die verspäteten Gaijins hatten natürlich keinen überrascht, nach uns kamen auch noch einige an. Wir saßen dann also um einen Tisch mit einigen anderen Ausländer, größtenteils Europäer und ein paar Asiaten. Irgendwann wurd ich dann aufgerufen, und mit wurde gesagt, ich solle doch bitte mit dem Aufzug in den 3. Stock. Gesagt, getan, die Aufzugtüren öffnen sich und vor mir steht ein 5-köpfiges Team, inklusive fetter Kamera, Beleuchtung und Stabmikrofon.
Ein Ausschnitt 
  Dann wurde ich 5 Minuten lang darüber ausgefragt, ob ich den "Tür schließen" Knopf gedrückt habe. Natürlich! Ich bin hier in Japan, das macht man hier doch so! Irgendwie hatte meine Antwort die anwesenden Japaner etwas verwirrt. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob die Moderatorin testen wollte, wie ich mit merkwürdigen Situationen umgehe, oder ob ich einfach merkwürdig war. So schlimm kanns aber nicht gewesen sein, immerhin bekam ich nach einigen Tagen tatsächlich eine E-Mail, ob ich Zeit für einen shoot hätte! Leider konnte ich daran nicht mehr teilnehmen, weil ich bereits in Kyoto bin. Trotzdem wurde ich sogar noch gefragt, wann ich wieder in Tokyo wäre, also vielleicht wird da sogar noch was draus.

Bevor dieser Post zu lang wird belass ichs aber erstmal bei diesen zwei Geschichten, bis ich mich wieder zu einem Blogpost inspiriert fühle.

Friday, November 16, 2018

Weiteres vom Photographenleben

   Mein letzter Post ist schon ein wenig her, größtenteils deshalb, weil ich einfach zu sehr mit nichts tun beschäftigt war.
"Nichts tun" meine ich in diesem Fall tatsächlich halbwegs wörtlich, selbst photographieren musste ich nicht. Das lag schlicht und ergreifend daran, dass mein Boss aufgrund eines Problems mit seinem Zahlungssystemproviders einiges an Kohle nicht bekommen hat. Also wurde ich nun nicht bezahlt, aber hatte dafür für ca. 2,5 Wochen eine kostenlose Unterkunft. Auch nicht schlecht ¯\_(ツ)_/¯

Alltag
 Irgendwann hatte ich dann aber die interessanten Touristenattraktionen gesehen, die näheren Wanderwege abgestiefelt und vielleicht auch ein paar weniger bekannte Örtchen entdeckt, aber dann bleibt eigentlich nur noch eins: Leben. Nach einiger Zeit hab ich dann eben auch deutlich gemerkt, dass ich die meiste Zeit über, selbst in Tokyo, das gleiche machen werde wie daheim auch: Mit Freunden Dinge unternehmen und gegebenenfalls mal auf ein saisonales Event gehen. Daheim kann ich mir meine Freunde aber nicht nur besser aussuchen (die örtliche Sprache zu sprechen hilft doch enorm), sondern auch länger als ein paar Wochen mit ihnen verbringen. Dafür lerne ich viele neue Leute kennen und in Tokyo gibt es wirklich sauviele Events. Wirklich viel zu viele, ich weiß gar nicht, wie ich da eigentlich hätte hinterherkommen sollen. Wusstet ihr, dass es in Tokyo ein Fest der deutschen Kultur gibt? Ich auch nicht, bis 3 Tage nachdem es vorbei war! Ja, es gibt Websites, aber ich persönlich hatte dennoch manchmal das Gefühl, dass da einiges durch die Ritzen fließt.

   Als nächstes gehts für mich nach Kyoto zum Toilettenputzen. Tatsächlich sollte ich schon dort sein, aber mein Host hatte mich kurzfristig drum gebeten, doch bitte erst 3 Tage später zu kommen. Glücklicherweise konnte ich bei einem Kumpel unterkommen, ich muss also nicht extra in ein Hostel für die paar Tage. Jetzt bin ich trotzdem erstmal gespannt auf den Aufenthalt...
Nach nem Monat Kyoto gehts für mich dann 2 Monate lang nach Osaka. Ich weiß, sehr nah beieinander, aber im Winter habe ich halt keine Lust weit zu reisen. Was ich danach mache weiß ich noch nicht, aber ich habe schon ein paar Ideen.