Thursday, November 22, 2018

G'schichtn ausm Japanergarten

   Wie der grausame Posttitel bereits vermuten lässt, kommen jetzt ein paar kleine Anekdoten aus meiner bisherigen Zeit in Tokyo.

Ein Ausländer auf der Lauer
   Zuerst der Grund, warum einheimische Tokyaner den Bezirk "Roppongi" für gefährlich halten; er ist voller Gaijin. Da es uns dort bereits einmal gefallen hatte, bin ich eines Nachts mit ein paar Leuten aus der momentanen Tour dorthin gefahren. Wie zu erwarten war am letzten Samstag vor Halloween recht viel los. Erst gings ab in die Bar, in der wir das letzte mal auch schon waren und, wenig überraschend, waren kaum Japaner dort. Wenn, dann nur mit einer Gaijinbegleitung. Nach ein paar Stunden wurde uns dann eine weitere Bar empfohlen, die deutlich größer und rappelvoll war, natürlich wieder größtenteils Ausländer. In typischer Gaijinmanier war einer der Besucher ziemlich betrunken und hat die Barkeeperin und einige andere Gäste angemacht. Irgendwann hatte er dann wohl eine Abfuhr nicht all zu gut aufgenommen und die entsprechende Frau geschlagen (!), woraufhin neben unserer Gruppe ein Glas gegen die Wand schepperte. Einer meiner Kollegen hatte durch die Splitter sogar ein paar kleinere Schnitte an seinem Arm, weshalb der Polizist, der ziemlich schnell vor Ort war, uns für den Rest der Nacht eingeladen hat. In perfektem Englisch. Es spricht nicht für unseren damaligen Zustand, dass wir tatsächlich noch eine Stunde gebraucht haben, um zu kapieren, dass der nun weiterfeiernde Polizist eigentlich der Besitzer der Bar war.

   Wie bereits erwähnt musste ich in den letzten paar Wochen nicht wirklich arbeiten. Dadurch war auch recht schnell mein Schlafrythmus ziemlich hinüber, weshalb ich auch nicht gerade erfreut war, als mich mein Chef  zu unchristlichen 15 Uhr aufgeweckt hat. Nicht, weil ich wieder arbeiten sollte, sondern weil ich ihm ja zugesagt hatte, bei einer NHK (Staatsfernsehen) Audition seelische Unterstützung zu leisten.
    Mist.
Er meinte sogar noch, ich solle mich ordentlich anziehen, was ich aber verstand, immerhin sollte ja alles professionell aussehen. Leider hatte er mich trotzdem erst recht spät geweckt, Zeit zum rasieren oder für meine Haare hatte ich nicht mehr. Auf der Hinfahrt hatte ich dann aber interessanterweise noch erfahren, dass ich ja auch vorsprechen soll!
  Naja, was solls, auf gings zum Studio, bei dem wir auch nur zarte 15 Minuten zu spät erscheinen. Die verspäteten Gaijins hatten natürlich keinen überrascht, nach uns kamen auch noch einige an. Wir saßen dann also um einen Tisch mit einigen anderen Ausländer, größtenteils Europäer und ein paar Asiaten. Irgendwann wurd ich dann aufgerufen, und mit wurde gesagt, ich solle doch bitte mit dem Aufzug in den 3. Stock. Gesagt, getan, die Aufzugtüren öffnen sich und vor mir steht ein 5-köpfiges Team, inklusive fetter Kamera, Beleuchtung und Stabmikrofon.
Ein Ausschnitt 
  Dann wurde ich 5 Minuten lang darüber ausgefragt, ob ich den "Tür schließen" Knopf gedrückt habe. Natürlich! Ich bin hier in Japan, das macht man hier doch so! Irgendwie hatte meine Antwort die anwesenden Japaner etwas verwirrt. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob die Moderatorin testen wollte, wie ich mit merkwürdigen Situationen umgehe, oder ob ich einfach merkwürdig war. So schlimm kanns aber nicht gewesen sein, immerhin bekam ich nach einigen Tagen tatsächlich eine E-Mail, ob ich Zeit für einen shoot hätte! Leider konnte ich daran nicht mehr teilnehmen, weil ich bereits in Kyoto bin. Trotzdem wurde ich sogar noch gefragt, wann ich wieder in Tokyo wäre, also vielleicht wird da sogar noch was draus.

Bevor dieser Post zu lang wird belass ichs aber erstmal bei diesen zwei Geschichten, bis ich mich wieder zu einem Blogpost inspiriert fühle.

Friday, November 16, 2018

Weiteres vom Photographenleben

   Mein letzter Post ist schon ein wenig her, größtenteils deshalb, weil ich einfach zu sehr mit nichts tun beschäftigt war.
"Nichts tun" meine ich in diesem Fall tatsächlich halbwegs wörtlich, selbst photographieren musste ich nicht. Das lag schlicht und ergreifend daran, dass mein Boss aufgrund eines Problems mit seinem Zahlungssystemproviders einiges an Kohle nicht bekommen hat. Also wurde ich nun nicht bezahlt, aber hatte dafür für ca. 2,5 Wochen eine kostenlose Unterkunft. Auch nicht schlecht ¯\_(ツ)_/¯

Alltag
 Irgendwann hatte ich dann aber die interessanten Touristenattraktionen gesehen, die näheren Wanderwege abgestiefelt und vielleicht auch ein paar weniger bekannte Örtchen entdeckt, aber dann bleibt eigentlich nur noch eins: Leben. Nach einiger Zeit hab ich dann eben auch deutlich gemerkt, dass ich die meiste Zeit über, selbst in Tokyo, das gleiche machen werde wie daheim auch: Mit Freunden Dinge unternehmen und gegebenenfalls mal auf ein saisonales Event gehen. Daheim kann ich mir meine Freunde aber nicht nur besser aussuchen (die örtliche Sprache zu sprechen hilft doch enorm), sondern auch länger als ein paar Wochen mit ihnen verbringen. Dafür lerne ich viele neue Leute kennen und in Tokyo gibt es wirklich sauviele Events. Wirklich viel zu viele, ich weiß gar nicht, wie ich da eigentlich hätte hinterherkommen sollen. Wusstet ihr, dass es in Tokyo ein Fest der deutschen Kultur gibt? Ich auch nicht, bis 3 Tage nachdem es vorbei war! Ja, es gibt Websites, aber ich persönlich hatte dennoch manchmal das Gefühl, dass da einiges durch die Ritzen fließt.

   Als nächstes gehts für mich nach Kyoto zum Toilettenputzen. Tatsächlich sollte ich schon dort sein, aber mein Host hatte mich kurzfristig drum gebeten, doch bitte erst 3 Tage später zu kommen. Glücklicherweise konnte ich bei einem Kumpel unterkommen, ich muss also nicht extra in ein Hostel für die paar Tage. Jetzt bin ich trotzdem erstmal gespannt auf den Aufenthalt...
Nach nem Monat Kyoto gehts für mich dann 2 Monate lang nach Osaka. Ich weiß, sehr nah beieinander, aber im Winter habe ich halt keine Lust weit zu reisen. Was ich danach mache weiß ich noch nicht, aber ich habe schon ein paar Ideen.

Wednesday, September 26, 2018

Der neue Job

Zum Glück kannte ich Lloyd schon ein wenig, als ich vor einem bekannten Tempel auf ihn gewartet hatte. Wir waren die vorherigen Tage bereits ein paar mal etwas in Tokyo unterwegs gewesen, da er doch wenigstens etwas ein Gefühl dafür haben wollte, wie ich ticke und wie gut meine Photos sind. Diese hatte nun den Vorteil, dass ich nicht komplett aufgeregt war, als ich zwischen Treffpunkt und W-LAN bietender Bahnstation hin und her lief. Lloyd verspätete sich ein wenig, denn Pünktlichkeit ist mit einer eher frei gestalteten Reisegruppe schwer umzusetzen. Ansonsten verlief der erste Tag größtenteils Ereignislos.
 Mit dem von ihm zur Verfügung gestellten Werkzeug, einem Gimbal für mein Smartphone, hatte ich mich bereits vertraut gemacht. Durch den 200€ schweren Stabilisator wirken Videoaufnahmen deutlich weniger verwackelt und sehen professioneller aus. Mit meinen Aufnahmen werden am Ende kleine Werbetrailer gedreht. Ich verstehe, wieso Lloyd sich hierzu eine extra Person angestellt hat, denn dauernd nach potentiell guten Einstellungen zu suchen ist auf die Dauer doch recht anstrengend. Das gilt gleich doppelt, wenn nebenbei noch eine Reisegruppe organisiert werden muss. Schnell wurde auch klar, dass es ziemlich umständlich ist mit dem Teil gute Photos zu schießen; Klar, das Handy soll ja möglichst stabil in seiner Position bleiben. Da ich das Gimbal immer umständlich neu einstellen muss, wenn ich mein Handy raus und wieder reinstecke, wird also Lloyd weiterhin die Bilder schießen.

Der größte Vorteil an dem Job, wenigstens in der ersten Woche, ist, dass ich die ganzen Touristenattraktionen sehen kann, für die ich sonst zu geizig gewesen wäre. Gute Beispiele hierfür sind Tiercafés und mein bisher liebster Ort in Tokyo, Odaiba, eine von Menschenhand gebaute Insel im Tokyo Bay, bekannt für die Rainbow Bridge, einer Freiheitsstatuenkopie und einem Lebensgroßen Gundammodell. Mir persönlich hat aber die lächerlich hübsche moderne Architektur am besten gefallen.




Dem ein oder anderen von euch wird aufgefallen sein, dass besagter erster Tag nur "größtenteils" Ereignislos war. Das liegt daran, dass wir im Verlauf des Tages einer recht bekannten J-Vloggerin begegnet sind, die Leute auf den Gehsteigen interviewed. Nachdem wir alle einmal gesagt haben, was uns als erstes in Japan aufgefallen ist, gab es ohne Kamera noch ein wenig Smalltalk. Nachdem ich gefragt hatte, ob eine Annotation im Video oder kleiner Shoutout  für die Firma meines Chefs möglich wäre, hat dieser sich umso mehr gefreut, als sie vorgeschlagen hat, einfach mal eine Tour zu begleiten und zu filmen. Lloyd war verständlicherweise für den restlichen Tag ziemlich gut gelaunt, immerhin könnte das ein großer Publicityboost werden. Ich konnte mich darüber freuen, gleich mal einen guten ersten Eindruck am neuen Arbeitsplatz gemacht zu haben, denn er hätte kaum nach etwas in der Richtung gefragt. Verständlich, immerhin wurde er von ihrem Agenten für ein ähnliches Angebot bereits abgeblitzt.

Toiletten Ade!

Im Allgemeinen bin ich der Meinung,  dass Glück im Leben einer jeder Person eine große Rolle spielt. Um aber den verschiedenen Fallgruben des Determinismus auszuweichen, ist ein gewisser Handlungsfreiraum auch Teil meines Weltbildes. Es scheint nämlich Menschen zu geben, die im Verlauf ihres Lebens deutlich öfters Glück haben, als andere. Ich würde nun argumentieren, dass diese Menschen, ähnlich wie beim Pokerspielen, besser mit verschiedenen Situationen umgehen können, oder besser darin sind, öfters in potentiell gute Situationen zu kommen. Simples Beispiel, wer öfters zu Veranstaltungen geht lernt mehr Menschen kennen und wer besser mit den Menschen umgehen kann, wird öfters einen guten Eindruck hinterlassen. In diesem Beispiel kommt dann früher oder später mit etwas Glück ein guter Kontakt dabei raus.
Super! Jetzt kann ich auf meine eigenen Erfolge stolz sein, ohne den offensichtlichen Glücksfaktor im Leben außer Acht zu lassen.

Was nun, wenn ich einen Kontakt kennenlerne, obwohl ich nicht wirklich viel dafür getan hab? Und was nun, wenn ich ohne großes Zutun aus diesem Kontakt einen attraktiven Job bekomme? Joa, da hab ich wohl Glück gehabt.

Lloyd Capehart, Gründer von Discovi Travel
Darf ich vorstellen, Lloyd, mein momentane Arbeitgeber und ehemaliger Hostelnachbar. Natürlich könnte ich nun argumentieren, dass ich ja nach Hilfe gefragt hatte wie der Reiskocher funktioniert, anstatt einfach im Internet zu suchen. Hierzu müsste ich mein Weltbild schon ziemlich dehnen und biegen. Im Endeffekt war es wohl einfach Glück, zufällig jemanden im Nachbarzimmer zu haben, der einen Filmmacher für seine Reisegruppe sucht. Und dabei auch keine großen Referenzen braucht. Und eine Unterkunft anbieten kann. 
Zusammengefasst werde ich bis zum Ende der Saison Mitte November für Werbezwecke seine Reisetouren begleiten und filmen, sowie Photos schießen. Dafür bekomme ich insgesamt 500$, ein Einzelzimmer in der Innenstadt inklusive Essen und natürlich die Angenehme Erfahrung, auch selbst bei den Touren dabei sein zu können. Zwar muss ich dafür im September sowohl beim Hostel, als auch für ihn arbeiten, aber in meinen Augen trotzdem ein ganz guter Deal.

Ha, Toiletten, staunet, wie schnell ich mich eurer niederträchtigen Aura entziehen konnte – wenigstens für die nähere Zukunft.

Saturday, September 1, 2018

Wird langsam mal Zeit, du!

Inzwischen gehts dann auch zum Work-Teil beim Work and Travel. Da ich ursprünglich naiverweise sehr auf das Sprachcafe Shimada-sans gehofft hatte, wäre ich nach dem 2 wöchigen Urlaub erstmal ziemlich gestrandet gewesen. Also habe ich angefangen, pro Tag ca. 1-3 Anfragen an potentielle Hosts zu schicken, meistens ohne Antwort. Einer der etwas komisch wirkenden hatte mir mal geantwortet und mich etwas gefragt, was offensichtlich auf meinem Profil stand. Bis dieser sich in 4 Tagen wieder gemeldet hatte, hatte ich aber schon etwas anderes gefunden. Nachdem ich Abends in unserem Hostel in Kamakura noch einiges abgeschickt hatte, hat mir tatsächlich sofort (innerhalb von 10 Minuten) zurückgeschrieben und mich gefragt, ob ich auch gleich morgen anfangen könne. Die Chance habe ich mir nicht entgehen lassen und meinen Urlaub eben um einige Tage verkürzt.
Das ganze ist ein sehr zentral gelegenes Hostel, in dem ich nun essenziell von Sa-Mi jeden Tag bist zu 4 Stunden lang Toiletten putzen werde. Insgesamt war das echt ein ziemlicher Glücksgriff, ich hab den Platz nur bekommen, weil anscheinend jemand kurzfristig abgesprungen ist. Zwar ist die Anlage was Küche und Bad angeht nicht soo super, aber ich hab wenigstens ein Zimmer für mich.
Mein Zimmer - Klein, aber für japanische Ver-
hältnisse in Ordnung
Auch hier ist für mich aber wieder relativ; Ich bin gleich neben Gästezimmern und höre durch die dünnen Wände jedes Niesen. Was mich etwas stört ist, dass die einzigen beiden anderen Helper heute abfahren. Meine Unterkünfte wären aber meine beste Möglichkeit gewesen, um Leute kennenzulernen, mit denen ich etwas machen kann. Aber ich hoffe einfach mal, dass sich in den bis zu 2 Monaten, die ich hier bleiben werde, trotzdem ein paar Englischsprechende kennenlernen kann. Und um ganz ehrlich zu sein, bin ich auch froh einfach irgendwas zu haben.
Aussicht vom obersten Stockwerk






Kamakura


Am dritten Tag sind wir dann in eine ehemalige Hauptstadt Japans, Kamakura, weitergefahren. Wie das bei solchen Städten eben ist, gab es hier dann sackviele Tempel. Was haben wir also die nächsten beiden Tage getan? Tempel angesehen. Dabei fand ich persönlich auch die Gärten meist sehr schön. Ich finde es ziemlich faszinierend, wie merkwürdig sich die Bäume verrenken und verdrehen. In solchen Momenten habe ich mir auch immer gewünscht, ich hätte die nötigen Kenntnisse über Photographie, um so etwas richtig einfangen zu können. Teilweise waren diese Bäume auch über 750 Jahre alt, was das ganze umso spannender gemacht hat.
Eine Sache, die auch sehr spannend war, war der Wanderweg zu einer der Sehenswürdigkeiten. Dieser ging insgesamt einige Stunden mit sehr viel auf und ab durch die, gefühlt, tiefste Wildnis. 


Inklusive Fahrrad!


"Tiefste Wildnis"
Was hat das ganze also so "spannend" gemacht? Abgesehen von der erdrückenden Hitze und lächerlichen Luftfeuchtigkeit besonders eines: Die verdammtem Viecher!
Als allererstes möchte ich über die Zikaden sprechen. Ich dachte Tokyo sei laut, aber die Natur ist wegen diesen Dingern ja noch viel schlimmer! Das sind wirklich Konzertlautstärken die eine Gruppe an Zikaden erreicht und mit der Zeit geht das echt auf die Ohren, ganz abgesehen von dem erdrückenden Gefühl, dass ihr Zirpen erzeugt.
Dann gabs auch noch diese lächerlich gefährlich aussehende Spinnen. Aus der Entfernung durfte ich sie auch ein paar mal betrachten, denn manchmal bauen die ihre Netze auf (Ausländer)-Augenhöhe. Es ist also regelmäßig passiert, dass ich ganz gemütlich meines Weges ging und plötzlich fast in so ein Viech gelaufen wäre! Und deren Spannweite reicht bis zu 10 cm! Abgesehen von Spinnen und Zikaden brummten auch gerne Fingerkuppenlange, orangefarbene Wespen um mich herum, die auch nicht gerade ungefährlich wirkten. Zusätzlich flogen auch noch Faustgroße, schwarze, Schmetterlingsähnliche Insekten herum, die auch gerne mal mit Vollkaracho auf mein Gesicht zuhielten. Irgendwann war mein Schritttempo dann ziemlich schnell und ich war recht genervt von der ganzen Erfahrung, aber nachdem kurz stehen geblieben bin und tief durchgeatmet hatte, konnte ich den letzten, recht schönen, Abschnitt des Wanderweges auch noch genießen. Am Ende war die Belohnung dann auch ziemlich groß:

11,4 Meter bei Baujahr 1252 sind echt nicht schlecht. Direkt aus dem Statuenbereich raus war ich dann in 5 Minuten bei der nächsten Bahnstation und in 20 Minuten beim Hostel, aber insgesamt hatte sich der Wanderweg doch gelohnt.

Hakone

Oh! Meine Handykamera hat ja Funktionen!
In Odawara angekommen gings dann erstmal in einen Bus zu unserem Campingplatz. Allein diese Fahrt, von Endstation zu Endstation, kostet ca. 10€. Erwartungsgemäß hatten wir unseren 3-Tages-Pass für 35€ schnell wieder drin. Von dort fuhren wir dann per Fähre über den netten Bergsee direkt beim Campingplatz. Mein persönliches Highlight war hierbei die Galionsfigur.






                                                          





Am anderen Ufer haben wir uns einen sehr hässlichen Nachbau eines ehemalige Kaiserpalasts in westlichem Stil angesehen und sind gemütlich das Ufer entlang zur nächsten kleinen Stadt. Von dort aus kamen wir dann nach einer längeren Busfahrt bei einem Onsen, also öffentlichem Bad mit heißer Quelle, an. Für diese ist die Gegend nämlich besonders bekannt, da es gleich in der Nähe einen noch aktiven Vulkan mit entsprechender Heißluftversorgung gibt.
Die Seilbahnfahrt auf diesen Berg am nächsten Morgen war, wie der restliche Aufenthalt dort, recht unspektakulär, da der Tag sehr neblig und wolkig war. Mehrmals wurde per automatischer Ansage mitgeteilt, dass wir bei besserem Wetter den "magnificent Mount Fuji" sehen könnten, bis er uns irgendwann zum Hals raushing.
Die Wanderwege oben konnten wir leider wie geplant auch nicht entlanggehen, da diese bei einem Vulkanausbruch im Jahre 2015 anscheinend ziemlich zugerichtet wurden. Naja, nach einer leckeren Ramensuppe gings dann wieder nach unten, wo wir ein ziemlich interessantes Museum für moderne Skulpturenkunst besucht haben. Ein paar der Figuren waren, besonders aus unschmeichelhaften Perspektiven, recht fragwürdig, aber insgesamt hatte sich der Besuch gelohnt.



Japanischer Künstler, ca. 1960. Ob
er sichder Doppeldeutigkeit seines
"Girl  With Cock"s wohl bewusst war?
Es soll darum gehen, wie ver-
führerisch der weibliche Körper
doch sei. Aus diesem Winkel ist
das irgendwie nicht gelungen.

Monday, August 27, 2018

Folgepläne

Heute gings für uns ca. 65 km raus aus Tokyo, nämlich nach Odawara. Von hier aus werden wir die nächsten Tage im Zelt auf einem Campingplatz nahe Hakone verbringen.

                               

Dort gibt es nämlich ein Naturschutzgebiet, einige Berge und die sogenannte "Valley of Hot Springs". Insgesamt also viel Natur und Entspannung, hoffentlich eine schöne Abwechslung nach dem Großstadterlebnis Tokyo. Dafür natürlich auch ohne Internet.
Deshalb werde ich jetzt den Abend noch damit verbringen, einige Bewerbungen an Hosts in Fukuoka zu schicken, das ist eine Stadt recht weit im Süden. Dort würde ich nämlich bei sanften Durchschnittstemperaturen von 8°C gerne den Winter verbringen. Geiler wäre natürlich auch eine Unterkunft auf Okinawa, einer japanischen Insel im Pazifik, aber dort scheints nicht so viel zu geben. Wobei ich dafür auch eventuell nur etwas mehr graben müsste. Aber das würd wohl etwas länger dauern, also genieße ich stattdessen Abends lieber etwas den örtlichen Strand.


Die Englischfeier

Mein Zynismus gegenüber Shimada-san war wohl unbegründet, er ist ein freundlicher, älterer Herr der seine Lehrer gut zu behandeln scheint. Abgesehen vom Essen und Bier hat sich der Besuch aber auch noch gelohnt, da mir eine der Lehrerinnen von einem anderen Cafe erzählt hat, das anscheinend Lehrer einstellt. Bisher konnte ichs noch nicht erreichen, vielleicht habe ich aber ja heute mehr Glück. Auch mit ein zwei anderen Personen habe ich mich ganz nett unterhalten können. Im Allgemeinen war es bisher so, dass alle, mit denen ich zu tun und mich unterhalten hatte, sehr freundlich waren und ich mich meist auch noch gut mit ihnen verstanden hab. 
Sind also einfach alle Menschen die nach Japan reisen gut und meistens auf meiner Wellenlänge? Nein, wie bei so vielen Sachen kommt es auch bei neuen Kontakten auf den Kontext an. Lernt man jemanden inmitten einer fremden und neuen Umgebung, eines Abenteuers, kennen, wird mit der Person natürlich anders umgegangen, als wenn sie in einer anderen Person kennengelernt worden wäre. Das ursprüngliche Anschnupperritual wird deutlich vereinfacht, es gibt einfach viel zu bereden und zu besprechen, Eindrücke, Tipps, Pläne. Das Hirn denkt aber nur "Mensch, mit dem kann ich aber gut reden! Toller Kerl."

So jedenfalls meine Theorie. Vielleicht sind Weebs auch einfach nur intrinsisch gute Menschen.
Der Weaboo in  freier Wildbahn
Tatsächlich war einer der Ex-Lehrer auf der Feier ein richtig stereotypischer Weeb: fettige, mittellange Haare, leichte Hasenzähne und unter einem Deckmantel von pseudo-buddhistischer Philosophie die Überzeugung, er sei besser als andere. Okay, er hatte natürlich auch das Pech als Brite geboren zu werden. Aber trotzdem habe ich mich gut und lange mit ihm unterhalten können.

Friday, August 24, 2018

Die ersten Tage


Servus, mit diesem Blog werde ich versuchen, Freunde und Verwandte während meines Pausenjahres halbwegs aktuell zu halten.


Letzten Mittwoch bin ich dann also endlich losgeflogen. Bei den Flügen an sich hat alles gut geklappt, durch Sicherheit und Zoll bin ich immer durchgeflutscht, alles war pünktlich und die Sitznachbarn waren angenehm.

Gleich beim Flughafen gabs dann auch meine Gaijin Card (dt.: Ausländerkarte), mit der ich mich das Jahr über identifizieren werde. Die halbstündige Zugfahrt nach Tokyo war dann auch gleich interessant, weil ich hier bereits einen Eindrück über die Dimension Tokyos bekam: Nach einiger Zeit befinden sich draußen immer mehr Häuser, es ist offensichtlich, dass ich in Tokyo angekommen bin. Und dann fahr ich weiter. Und weiter. Und weiter. Aber die Häuser hören nicht auf, sie werden nur enger und höher, während gen Horizont nur noch mehr Gebäude zu sehen sind.
Als ich dann irgendwann ankam fiel mir aber sofort eine andere Sache über Tokyo auf: Die Stadt ist unglaublich laut. Immer bimmelt oder piepst etwas, Bremsen quietschen, oder Werbetrucks spielen laut Musik. Dank des Taifuns, der  gerade an Tokyo vorbeigezogen ist, war es auch unglaublich schwül, weshalb mein Weg zum Hostel recht anstrengend war.
Einmal dort und etwas durch die Umgebung spaziert hat mich um 21 Uhr dann aber der Jetlag weggerafft, ich konnte kaum meine Augen offenhalten.
 Insgesamt war dieser aber nicht so schlimm wie erwartet, obwohl ich auf dem Hinflug kaum schlafen konnte. Am ersten Tag war ich etwas müde, aber auch nicht mehr als normalerweise während den ersten paar Schulstunden. Am zweiten Tag war ich dafür ziemlich fertig, aber es war erträglich. Jetzt, am dritten Tag, gehts mir eigentlich ziemlich normal.
 Das passt zeitlich natürlich perfekt, denn in ein paar Stunden fahr ich zu einem potentiellen Unterkunftshost, Ray's Sprachcafe. Solche Hosts geben für Teilzeitarbeit keine Bezahlung, sondern kostenlose Unterkunft, die restlichen Kosten können gewöhnlich mit einem Nebenjob gestemmt werden. Ray's ist zwar momentan voll, aber wird mich eventuell in näherer Zukunft aufnehmen. Jedenfalls hat Besitzer Shimada mir das gesagt, vielleicht war das aber auch nur, um mich dazu zu bringen, gleich ohne Bezahlung auf seiner monatlichen Sprachparty zu erscheinen. Funktioniert hats auf jeden Fall, aber für gewöhnlich sind Japaner nicht so hinterlistig. 
Leerzeiten eines Briefkastens - ist das so oft wirklich sinnvoll?
Im Allgemeinen sind die Japaner sehr hilfsbereit und nett, auch wenn ich mir teilweise etwas wie ein Kind behandelt vorkam. Gleich beim Flughafen warten ein halbes Dutzend Japaner auf die Ankommenden und führten mich auch direkt bis zu der offensichtlich auf Englisch ausgeschilderten Schlange, in der ich stehen sollte. Im Allgemeinen werden Japaner sehr oft für unnützes rumstehen oder nerviges rumschreien bezahlt, was wohl die niedrige Arbeitslosenquote erklärt.
Für sowas bräuchte ich aber wahrscheinlich Japanischkenntnisse, weshalb ich für die nächste Zeit erstmal einige Hostels aus meiner Liste anschreiben werde, denn irgendwer muss die Klos ja putzen.